Wenn die Bässe wummern, Nebelmaschinen tanzen und rund 30.000 Feierwütige zum Open Beatz Festival strömen, dann ist auch das Bayerische Rote Kreuz (BRK) Fürth längst vor Ort – mit einem Aufgebot, das sich nicht nur sehen lassen kann, sondern einem vollständigen Katastrophenschutzeinsatz gleicht. Für die Ehrenamtlichen ist das Festival deshalb weit mehr als ein Sanitätsdienst: „Das Open Beatz liefert uns wertvolle Praxiserfahrung, die eine klassische Übung niemals vermitteln könnte“, sagt Einsatzleiter und Kreisbereitschaftsleiter Stefan Reißmann. „Wir testen hier unser gesamtes Equipment, das wir auch im Katastrophenfall nutzen würden.“
Autarkes System mit eigener Infrastruktur
Tatsächlich ist das Festival südlich von Puschendorf das größte Event, auf dem der Kreisverband Fürth jährlich den Sanitätsdienst stellt. Die Organisation dahinter ist hochkomplex. Das BRK hat das weitläufige Gelände in taktische Einsatzabschnitte gegliedert. Herzstück ist das zentrale Sanitätscamp, das direkt am Campingplatz angesiedelt ist. Schon Tage vor Beginn des Festivals hat der Aufbau begonnen. Die Einsatzleitung hat ihr mobiles Büro hier eingerichtet. Ein 210 Quadradmeter großes Sanitätszelt mit drei abgetrennten Behandlungsplätzen, Schockraum, Registratur und je einem Ruheraum für Männer und Frauen wurde aufgebaut. Zudem gibt es zwei weitere Zelte, in denen die Rettungskräfte essen oder sich ausruhen können.
Das BRK-Sanitätslager funktioniert komplett unabhängig von der Festivalinfrastruktur. Strom liefern mitgebrachte Aggregate, für Wasserversorgung und Kommunikation sorgen die spezialisierten Fachdienste der Sanitätsbereitschaften. „Wir bauen hier nichts weniger als eine Kleinstadt. Genauso, wie wir es auch im Katastrophenfall tun würden“, erläutert Reißmann.
Lediglich gekocht wird nicht vor Ort, sondern im Atzenhofer Katastrophenschutzzentrum. Frühmorgens wird dort geschnippelt, verpackt und ausgeliefert: dreimal täglich, frisch und regional. Auch das gehört zur Routine, die im Notfall zählt.
Teamwork im Takt der Beats
Während die elektronischen Klänge das Gelände erfüllen, leisten rund 300 Ehrenamtliche aus den Sanitätsbereitschaften und der Wasserwacht ihren Dienst. Viele davon mit Ohrenstöpseln, alle mit höchster Konzentration. Insgesamt kommen sie auf rund 5.500 Dienststunden. Das diesjährige Regenwetter stellte die Einsatzkräfte zusätzlich vor Herausforderungen und führte zu einer erhöhten Anzahl an Einsätzen. Es wurden mehr als 660 Personen medizinisch versorgt, davon mussten 18 in ein Krankenhaus transportiert werden. Trotz der höheren Einsatzfrequenz bleibt das Festival ein sicheres Ereignis, so Reißmann. “Der Veranstalter ist bestens vorbereitet und verfügt über einen umfassenden Notfallplan, der im Bedarfsfall schnell angewendet werden kann.“ Und auch das Fürther BRK hält jederzeit genügend Kräfte und Fahrzeuge bereit, um neben den Einsätzen auf dem Festival auch Notfälle im Stadt- und Landkreis Fürth zuverlässig bewältigen zu können.
Auch aus den umliegenden BRK-Kreisverbänden finden sich jedes Jahr Rotkreuzlerinnen und Rotkreuzler, die die Fürther beim Sanitätsdienst unterstützen. „Das Open Beatz ist ein sehr friedliches Festival“, so Reißmann. „Für viele von uns ist das Event ein fester Termin im Rotkreuz-Kalender, wir planen unseren Urlaub entsprechend und genießen trotz der vielen Arbeit die gute Stimmung.“ Das spürt man auch auf dem Festivalgelände, wo das BRK mit mehrehren Sanitätszelten zwischen den einzelnen Bühnen und Fußstreifen gut sichtbar ist. Das Publikum dankt es mit Respekt. „Lasst die Sanis durch“, ist im Gedränge oft zu hören. Oft gibt’s ein Dankeschön, manchmal ein Selfie.