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Jubiläum Großhabersdorf

Die Pfarrscheune von Großhabersdorf wurde am vergangenen Wochenende zur Bühne großer Geschichten, bewegender Momente und gelebten Ehrenamts: Mit einem feierlichen Kommers und einer öffentlichen Blaulichtparty feierten die Sanitätsbereitschaft und das Jugendrotkreuz (JRK) Großhabersdorf ihr 90- bzw. 65-jähriges Bestehen – ein Doppeljubiläum, das generationsübergreifendes Engagement sichtbar machte.

Bereits der Auftakt des Festkommers zeigte, wie tief das BRK im Ort verwurzelt ist. In einem Theaterstück ließ das JRK Rotkreuzbegründer Henri Dunant und die Entstehungsgeschichte der weltweiten Rotkreuzbewegung lebendig werden. Der Höhepunkt: Als das Lied „Ein Hoch auf uns“ erklang, versammelten sich ein Großteil der 73 aktiven Mitglieder auf der Bühne – tanzend, lachend, vereint. 

Lebensretterin aus Leidenschaft

Durch das Programm des Abends führte Sonja Scheumann, Bereitschaftsleiterin und Rotkreuz-Urgestein. In ihrer Eröffnungsrede sprach sie von der verlässlichen Kraft des Miteinanders: „Vereinsleben gibt den Menschen Sicherheit. Unser Engagement lebt auch von Wiederholungen. Von vertrauten Gesichtern, festen Terminen, einer Struktur, auf die man zählen kann.“ Das sei, so Scheumann, gerade in einer sich wandelnden Welt ein nicht zu unterschätzender Wert. Mit einer Anekdote brachte sie das auf den Punkt: Ein Mann, dem sie wenige Wochen zuvor als Helferin vor Ort nach einem Treppensturz beigestanden hatte, sei beim Aufbau des Festes zufällig vorbeigekommen  und habe kurzerhand mit angepackt.

Der Abend stand auch im Zeichen der Würdigung. Zahlreiche langjährige Mitglieder der Bereitschaft und des JRK Großhabersdorf wurden für ihr langjähriges Engagement ausgezeichnet. Für ihre über 50 Jahre währende ehrenamtliche Tätigkeit im BRK wurde Sonja Scheumann besonders geehrt. Seit ihrem 14. Lebensjahr engagiert sie sich im Roten Kreuz – als Kind im Jugendrotkreuz, später als langjährige örtliche Leiterin des JRK und als treibende Kraft der Bereitschaft Großhabersdorf. Sie war Mitgründerin des Helfer-vor-Ort-Systems (HvO) in der Gemeinde, reanimierte in über vierzig Fällen Menschen, darunter auch zwei Säuglinge. Ihre Energie, ihre Erfahrung und ihr Mut prägen das Bild der Bereitschaft bis heute. 

Ehrenamt als Familienaufgabe

Wie tief das Rote Kreuz mit ihrem Leben verwurzelt ist, spiegelt sich auch in ihren beiden Kindern. Ihr Sohn Michael Scheumann, seit Kindesalter im JRK aktiv, ist inzwischen stellvertretender Bereitschaftsleiter. Und auch Tochter Julia Baier tritt in die Fußstapfen ihrer Mutter: Im Januar 2025 übernahm sie nach einer einstimmigen Wahl das Ruder und beerbte Scheumann als örtliche Leiterin des hiesigen JRK. 

In ihrer Rede dankte Baier jenen, die Woche für Woche die Gruppenstunden vorbereiten und ihre Freizeit opfern: „Viele unserer Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter waren als Kinder selbst im JRK und planen ihr Leben heute rund um die JRK-Stunden. Das finde ich echt stark.“ Während ihrer Ansprache hielt die Ärztin, die das Ehrenamt selbst von Kindesbeinen an kennt, ihre kleine Tochter auf dem Arm – ein Symbol für das, was hier ganz selbstverständlich scheint: Engagement wird weitergegeben, oft über Generationen.

Ein Leben für das Rote Kreuz

Ebenfalls ausgezeichnet wurde Dietmar Voigt, der bis 2025 die Bereitschaft leitete. Bereits 1970 trat er dem Roten Kreuz bei. Er war maßgeblich am Aufbau der HvO beteiligt, absolvierte selbst über 2.500 Einsätze. Bis heute trägt er die graue Uniform des 1. Bayerischen Sanitätszugs, dem er seit dessen Gründung angehört. Über all die Jahrzehnte sei er, so Scheumann, „nie der Typ für große Reden“ gewesen, vielmehr einer fürs Anpacken. Doch die Anerkennung seiner Kameradinnen und Kameraden spricht für sich: Als er die Bereitschaftsleitung an Scheumann übergab, wurde er von allen Mitgliedern einstimmig zum Ehrenbereitschaftsleiter ernannt.

Wertschätzung auf allen Ebenen

Lob und Anerkennung kamen an diesem Abend auch von Landrat Bernd Obst, Vorsitzender des BRK-Kreisverbands Fürth. Er würdigte besonders die frühe Prägung durch das Engagement im Roten Kreuz: „Was das Jugendrotkreuz leistet, reicht weit über das Vermitteln von Erster Hilfe hinaus: Durch gelebte Rotkreuzgrundsätze fördert ihr Mitgefühl, Verantwortungsbewusstsein und damit die vielleicht wirksamste Form der Prävention.“ Auch der Großhabersdorfer Bürgermeister Thomas Zehmeister sprach mit sichtbarem Stolz über das örtliche BRK: „Ihr habt mit euren beherzten Einsätzen schon viele Menschenleben gerettet und schenkt uns Großhabersdorfern so noch mehr Sicherheit und Lebensqualität.“

Wenn das BRK feiert, feiert Großhabersdorf mit

Wie sehr die Gemeinde ihr Rotes Kreuz schätzt, zeigte sich auch am Samstagabend bei der Blaulichtparty, die ebenfalls in der Pfarrscheune stattfand. Über 500 Gäste aus dem Ort und der Umgebung feierten bis tief in die Nacht – mit Musik, Lichtern, vielen Gesprächen und einer guten Portion Dankbarkeit. 

Die Bereitschaft Großhabersdorf

Die Bereitschaft Großhabersdorf ist eine von insgesamt 14 Sanitätsbereitschaften des BRK-Kreisverbandes Fürth. Neben Sanitätsdiensten auf öffentlichen Veranstaltungen in und um Großhabersdorf, hat die ehrenamtliche Gemeinschaft im Jahr 2009 das Helfer-vor-Ort-System in der Gemeinde etabliert. Helfer vor Ort sind speziell geschulte und erfahrene Mitglieder der BRK-Bereitschaften. Bei Notfällen werden sie von der Integrierten Leitstelle zusätzlich zum regulären Rettungsdienst alarmiert, um die medizinische Erstversorgung direkt am Einsatzort zu übernehmen. 

Das JRK Großhabersdorf

Das JRK Großhabersdorf ist eine von insgesamt sechs örtlichen Jugendrotkreuzgemeinschaften des BRK Fürth. Allein in Großhabersdorf treffen sich jede Woche rund 30 Kinder und Jugendliche in sechs Gruppen mit ihren engagierten Gruppenleiterinnen und -leitern zur JRK-Gruppenstunde. Im Jugendrotkreuz lernen Kinder und Jugendliche Erste Hilfe, übernehmen Verantwortung und erleben Gemeinschaft.